Effizienz und Klarheit durch Coaching

 

Das war wieder sehr hilfreich heute. Die ganze Woche habe ich gegrübelt, jetzt ist mir das klar geworden.“ Fr. N., Unternehmerin, verabschiedet sich mit einem Danke­schön aus der letzten Coachingstunde. Sie war unschlüssig, wie sie aus der Zwickmühle von zu viel Arbeit und zu wenig Hilfe gelangen könnte. Die Anfragen hatten zugenommen und eigentlich wollte und will sie sie bedie­nen und nicht absagen. Um diese und andere Herausforderungen zu bewälti­gen, wandte sie sich an einen Coach. Der unterstützte sie, einen Überblick über ihre momentane Situation zu gewinnen und eine gute Entscheidung treffen zu können. Dabei hatte Fr. N. vor einem Jahr noch gar nicht gewusst, was Coaching überhaupt bedeutet.

 

Das Coaching ist eine noch recht junge Beratungsform. Es wendet sich an Fach­ und Führungskräfte, Lei­tungsverantwortliche, Unternehmer/­innen und im Manage ment Tätige. Wie im modernen Sport bietet Coaching auf die persönliche Situation zugeschnit­tene professionelle Beratung für anspruchsvolle Aufgaben des beruflichen Alltags. Bisweilen sind damit auch private Anliegen oder Themen verknüpft. Denn manchmal scheint die berufliche Situation Ähnlichkeiten mit einem verwickelten Knäuel zu haben: Ziehen Sie an der einen Stelle, wird es an der anderen Seite enger und die Enden bekneifen sich, wie ein Segler sagen würde, noch mehr. Ziehen Sie dann die Leine auf dieser Seite, bildet sich an anderer Stelle wieder ein neuer Knoten. Nicht immer ist es zu diesem Zeitpunkt hilfreich, den Knoten durchzuhauen. So kann es in dieser Situa­tion passender sein, einen Coach zu Rate zu ziehen.

 

Der bekannte Coach Christopher Rauen betont Coaching als ein wichtiges Instrument der Personal­entwicklung: „In einer Kombination aus individueller, unterstützender Problembewältigung und persönli­cher Beratung und Begleitung hilft der Coach als neutraler Feedbackgeber. Der Coach nimmt dem Klienten jedoch keine Arbeit ab, sondern berät ihn primär auf der Prozessebene.“ Dies bedeutet, er begleitet ihn als Verstehensbeistand mit hilfreichen Techniken zur (Neu­) Orientierungshilfe und Ressourcen­stärkung auf dem Weg zur Lösung.

 

Gutes Coaching ist wie ein Anzug nach Maß und das Maß nehmen gleicht im Coaching der Auftrags­klärung. Ein seriöser Coach erreicht mit einer „sauberen“ Auf tragsklärung zu Beginn eines jeden Coachings die Voraus setzung für ein gutes Gelingen und Ergebnis: Der zu Beratende (Coachee) formuliert (mit Unter­stützung des Coachs) sein Ziel, ist verantwortlich für die Themen bzw. bringt diese ein und hat (nicht nur an dieser Stelle) wesentlichen Einfluss auf den Lösungsprozess. Nach dieser Vorarbeit werden die anstehenden Themen in einem zeitlich begrenzten Prozess bearbeitet. Auch hier gilt: Coaching erfor­dert vom Coachee Engagement und die Bereit schaft mitzuarbeiten, damit das anvisierte Ziel erreicht wer­den kann.

 

Der Coach bietet keine Patentrezepte, sondern hält „Werkzeug“ bereit, mittels dem der Coachee Lösungen finden kann. Schon an dieser Stelle wird deutlich: Coaching ist keine Therapie ebenso wenig wie ein ausschließliches Erteilen von Rat schlägen. In vielen Fällen wird nach dem Erkennen der Lösung eine Strategie erarbeitet, wie der Coachee nach dem Abschluss des Coachings die Lösung umsetzen kann.

 

Häufige Themen eines Coachings in meiner Praxis sind:

 

 

In letzter Zeit gewann das Thema „Generationenwech­sel in Unternehmen“ immer mehr an Wichtigkeit. Ne­ben den harten Fakten benötigt eine zielführende Unternehmensnachfolge vor allem geschickten Um­gang mit Emotionen, alteingesessenen Betriebskulturen und Beziehungssystemen. Da kann es passieren, dass die eine Seite (unbewusst) die Zügel nicht aus der Hand geben will und die andere Seite vor lauter Anstrengung, gleich zu Beginn alles richtig zu machen, verkrampft und überreagiert. Um diese Fallstricke zu umgehen, ist ein prozessbegleitendes Coaching von hohem Nutzen.

Ein Beispiel: Hr. F. war sich mit den Vorbesitzern han­delseinig geworden, eine alteingesessene Kfz-­Werkstatt zu übernehmen. Er galt als tüchtiger Meister, der in einem großen Autohaus gelernt hatte, einen ausge­wogenen Finanzierungs-­ und Businessplan vorlegen konnte und bei dem Eigentümer, mit dem er entfernt verwandt war, anerkannt war. Jedoch ergab sich, dass ein Teil seiner Belegschaft immer wieder unerklärliche Fehler machte und die Abläufe Sand im Getriebe hat­ten. Dann ließ Hr. F. sich zu ungewollten Ausbrüchen hinreißen oder versuchte, durch persönlichen Einsatz und Mehrarbeit alles wieder gerade zu rücken. Der immer noch in die Übergabe eingebundene Vorbesitzer wendete sich allmählich von ihm ab. Kurz bevor sein Lebenstraum ganz zu platzen drohte, holte sich Hr. F. professionelle Hilfe.

 

Nach Auftragsklärung und einer Zustandsanalyse von dem, was gut und was nicht gut lief, klärte der Coach zusammen mit Hr. F., wer im Betrieb welchen Platz einnahm, wer zu wem Kontakt hatte und wie die Qualität des Kontaktes war. Es stellte sich heraus, dass es zum einen Konkurrenz im eigenen Betrieb gab, da sich ein dem Betrieb zugehöriger Meister Hoff­nungen gemacht hatte, selber den Betrieb zu über­ nehmen, und zum anderen Hr. F. in bestimmten Momenten keine Führung zeigte und in anderen Momenten zu sehr „den Chef raushängen ließ“. Außerdem war die gesamte Situation bereits so ver­fahren, dass sich der Hebel zwar umwerfen ließ, der Veränderungsprozess aber deutlich länger dauerte, als Hr. F. sich das ursprünglich vorgestellt hatte. Inzwischen ist der Betrieb in ruhigem Fahrwasser; Hr. F. hatte mit Hilfe des Coachs gerade noch rechtzeitig die richtigen Stellschrauben drehen können.

 

Es gibt unterschiedliche Formen des Coachings, die meistens auf einer spezifischen psychologischen Anschauung basieren. Nachdem ich mich mit ver­schiedenen Beratungsformen beschäftigt hatte, entschied ich mich, neben vielfältigen Techniken, die ich im Laufe meines Berufslebens kennenlernte, vor­ wiegend systemische Methoden zu nutzen. Was ist systemisch? Um dies zu erklären, bitte ich Sie, sich ein „Mobile“ vorzustellen: Wenn man an einer Stelle eine Veränderung vornimmt, verändern sich gleichzeitig viele andere Punkte des Mobiles, manche mehr, man­che weniger. Übertragen bedeutet dies, dass eine Veränderung des eigenen Handelns grundsätzlich eine Auswirkung auf die Umwelt besitzt (und ebenso anders herum). Ein Bild, das auch für Einrichtungen, Organisationen und Betriebe (ja selbst für Freiberufler ohne Angestellte) Gültigkeit besitzt. Systemische Coachs verwenden für gewöhnlich ein breites Repertoire beraterischer Methoden und (Frage­) Techniken (siehe Systemische Gesellschaft), mittels derer Unterstützung Suchende in relativ kurzer Zeit einen Überblick über ihre Situation sowie geeignete Lösungen finden können (dies bedeutet nicht, dass es nicht auch hochqualifizierte Coachs anderer Aus­richtungen gibt).

 

Karin Brüggemann

Systemischer Coach und Supervisorin