Seit Mitte der 70er Jahre wird die Methode des biografischen Arbeitens eingesetzt. Sie ermöglicht Menschen mehr über sich zu erfahren, wie z.B. Gewohnheiten an sich zu erkennen, um sich mehr zu verstehen. Dieser Blick in die Vergangenheit ist sinnvoll, weil er mehr Verständnis für bestimmte Situationen und angeeignete Verhaltensweisen ermöglicht, die in dem vergangenen Kontext gesehen Sinn machten, aber im „Hier und Jetzt“ eher als behindernd empfunden werden können. Durch ein größeres Verständnis für sich selbst und bestimmte Situationen ist es möglich, Dinge zu verändern. An dieser Stelle kommt der Zukunftsaspekt der biografischen Arbeit zum Tragen: Sie ziehen Konsequenzen für Ihren weiteren Lebensweg. So kann eine neue Ausrichtung für die Zukunft entstehen. Indem Sie Erfahrungen aus der Vergangenheit in die Gegenwart holen, sie dort neu ordnen, konkretisieren und neu interpretieren, entwerfen Sie Ihren spezifischen Lebensweg in die Zukunft. (vgl. Ruhe 2003, 10 ff).

 


Biografie:

 

Die Biografie eines jeden Menschen setzt sich aus den Erfahrungen und menschlichen Begegnungen, die er während seines Lebens sammelt, zusammen. Diese Erfahrungen gewinnt das Individuum durch Lebensereignisse. Es kann deshalb gesagt werden, dass die individuellen Lebensereignisse die Biografie eines Subjekts „steuern“. Die Lebensereignisse, die spontan oder in einer bewusst geregelten Reihenfolge auftreten, können sich auf den Lebensweg auswirken, ihn verändern und ihn völlig um modellieren. Die Ereignisse, die das Individuum plötzlich erfahren muss, orientieren sich z. B. am Lebensalter oder an gesellschaftlichen, politischen, historisch-kulturellen, sozialen und rechtlichen Gegebenheiten. Hängen also mit dem äußeren System eines Menschen zusammen. Also dem System, in dem der Mensch lebt (jetzige Rahmenbedingungen: Freundeskreis, Partnerschaft, politisches System etc.) und in dem er gelebt hat. Die Ereignisse, die der einzelne Mensch erlebt und erlebt hat, sind dabei nicht getrennt von Erfahrungen anderer Individuen zu sehen. Die Intensität, mit der der Einzelne die erlebten Ereignisse aufnimmt/ aufgenommen hat und deren Handhabung damit, sind interindividuell unterschiedlich. Das Auftreten spontaner oder hervorgerufener Lebensereignisse bewirkt in jedem Fall Veränderungen im individuellen Lebensweg, mit denen sich das Subjekt auf irgendeine Weise arrangieren muss. Außerdem kann es passieren, dass bestimmte Lebensereignisse einen Menschen zwingen, seinen bisherigen Zustand neu zu überdenken und umzustrukturieren (vgl. Hoerning in Voges 1987, 233 ff.).

 

 

Quellen:


Ruhe, H.G.: Methoden der Biografiearbeit. Lebensspuren entdecken und verstehen.
2. Auflage. Weinheim, Basel, Berlin 2003. Beltz Verlag


Voges, W. (Hrsg.): Methoden der Biografie- und Lebenslaufforschung. Opladen 1987. Leske und Budrich Verlag